Die Afrikareise der Familie Mette – Episode 5 von 6

Episode 5 von 6
15. November 1952
Von Wadi Halfa ging es los in die Wüste, aber was für ein Weg! Von der Piste war sehr bald nichts mehr zu sehen. Als Wegweiser dienten der Telefonmast und die Eisenbahnschienen. Zuerst ging es ja noch zügig voran, aber nicht lange, dann saßen wir das erste Mal fest. Alles raus und schieben…ging ja prima, aber beim zweiten Mal brauchten wir schon viel länger, um aus dem feinen, dicken Sand zu kommen. Beim dritten Mal mussten wir schon Säcke und Bretter zu Hilfe nehmen und nach einer mühsamen Stunde waren wir dann wieder auf festerem Boden. “Nein, so kann es nicht mehr weitergehen”, sagte Vater. “ Ich werde auf den Eisenbahnschienen weiter-fahren.” Gesagt, getan … Jetzt kamen wir gut voran, weil dort Schotter und feste Erde lag. Bloß, was machen, wenn uns ein Zug entgegenkommt? Nicht immer hätten wir ohne weiteres von den Schienen fahren können, denn streckenweise waren diese sehr hoch aufgeschüttet. Aber Glück und einen Schutzengel muß man haben! Es kam uns niemals ein Zug entgegen.
Alle zehn Meilen war eine Bahnstation, und davor mußten wir runter von den Schienen. Wie nicht anders zu erwarten, saßen wir auch gleich wieder fest… Bei der sechsten Station saßen wir so fest, daß, obwohl gleich wieder viele Helfer zur Stelle waren, wir am späten Abend noch immer nicht aus dem Sand waren. Inzwischen saßen wir bis zur Achse fest. Noch mit Laternenlicht wurde weiter gebuddelt, aber ohne Erfolg…müde, erschöpft und mutlos gingen wir alle schlafen. Noch nicht einmal essen wollten wir, nur etwas trinken. Mette Afrikreise

 

 

 

Schon wieder steckengeblieben!!!!

 

 

 

 

16. November 1952
Allen taten die Knochen weh, aber unermüdlich wurde weiter gebuddelt und geschoben. Das Auto wurde restlos leer geräumt und alles Mögliche unter die Räder gelegt, zum Schluß sogar unsere Matratzen. Endlich, als alle schon den Mut verloren hatten, schafften wir es aber doch mit den vielen Helfern.
Wie froh waren wir darüber, und ohne zu klagen, räumten wir das Auto wieder ein.
Nach dieser Plackerei hatte Vater die Nase gestrichen voll und so beschloß er, das Auto mit der Eisenbahn weiter zu befördern…
21. November 1952
Am späten Nachmittag erreichten wir Khartum…Wir durften vor dem Victoria-Hotel unter den Dattelpalmen stehen. Für das Bad und die Toilettenbenutzung mussten wir aber bezahlen. Der Preis wurde im Voraus ausgehandelt. Essen und schlafen würden wir wie immer im Auto.
23. November 1952
Ein Herr Dieb mit seiner weißen Frau und Söhnchen Mohammed besuchte uns fast jeden Tag. Heute zeigte er uns Khartum bei Nacht. Alles quetschte sich in sein Autochen. .. An dem sg. Weihnachtsdom hielten wir eine Weile. Herr Dieb erzählte, daß man hier zwölf Tage Weihnachten feiert, weil nicht genau feststeht, wann Christus geboren ist… Der Dom war hell erleuchtet. Viele Schuhe standen auf der Treppe und es herrschte ein reges Treiben.

9. Januar 1953
Der Paß war fertig und schon vor Mittag konnten wir weiterfahren. Den Sudan haben wir jetzt hinter uns, jetzt sind wir in Belgisch-Kongo. Landschaftlich könnte es die Schweiz sein. Hier und da kleine Wälder und ab und zu ein kleiner Bach…
15. Januar 1953
Genau um 9.50 Uhr überquerten wir den Äquator in 2200 Meter Höhe…
Am späten Nachmittag fuhren wir durch den Albert-Nationalpark, und das erste, was wir endlich zu sehen bekamen, waren Elefanten. Aber diese waren uns nicht freundlich gesinnt. Der Bulle kam mit schlackernden Ohren und Trompetengeschei auf uns zu gestürmt. Es war beängstigend und das Ärgste war, wir konnten nicht ausweichen, geschweige denn zurückfahren, denn der Weg war sehr schmal und verbuscht. Was nun? Vater tat wohl das einzig Richtige: er hielt an und stellte den Motor ab. Wir warteten mit angehaltenem Atem, was jetzt wohl passiert. Es passierte gar nichts. Der Bulle beruhigte sich sehr schnell und zog mit seiner Herde weiter. Auch wir fuhren weiter, aber nicht sehr lange, dann machte es plop, plop. Vollbremse, und alles flog nach vorne. Claus erwischten wir gerade noch an den Beinen, sonst wäre er vom Autodach heruntergerutscht, worauf er saß. Schon wieder eine Panne und das jetzt hier…
26. Januar 1953
Das Visum von Südafrika haben wir in der Tasche. Nur noch tanken und zur Bank gehen, wo Vater die letzten ägyptischen Pfunde einlösen will. Kein Problem. Denkste! Keine Bank wollte sie haben…
Die Straßen sind verhältnismäßig gut. Streckenweise haben wir sogar schmale Teerstreifen, allerdings mit vielen Schlaglöchern.
Gegen Abend erreichten wir Lusaka…
29. Januar 1953
Es ging weiter über Sinaja nach Salisbury.
30. Januar 1953
Beim Tanken gab es diesmal Ärger. Vater hatte das Auto vor zwei Zapfsäulen, (einmal Diesel und einmal Benzin) gestellt, und die lieben Boys hatten statt Diesel Benzin eingefüllt. Da war dann der Teufel los. Hat Vater da geflucht und gewettert! Alle Wörter, die er kannte, wurden losgelassen, und das waren nicht wenige. Wir Kinder verzogen uns in den hinnersten Winkel. Es war uns ja soooo peinlich.
Nun mußte der ganze Tank leer gemacht und gereinigt werden und das dauerte fast den ganzen Vormittag.
4. Februar 1953
Mittags erreichten wir Pretoria . Beim deutschen Heim dürfen wir fürs Erste bleiben, bis wir unsere Pässe erhalten haben. Vater hatte sich schon von unterwegs angemeldet, so kamen wir für Frau Paschen nicht ganz überraschend.
Am Nachmittag kamen viele Leute, die uns sehen wollten. Es hat sich sehr schnell herumgesprochen, dass die Weltenbummler da sind. Viele konnten es nicht glauben, daß wir es mit so einem alten Auto ohne größere Probleme bis hierher geschafft hatten. “Only a normal car!”, rief jemand …

Fortsetzung folgt!

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