Afrikareise der Familie Mette – 6. und letzte Episode
6. und letzte Episode
14. Februar 1953
Kurz vor Mittag hielt Vater plötzlich an, holte eine Flache Sekt aus der Kiste und schenkte jedem von uns ein bisschen in unsere Tassen ein. Prost allesamt, jetzt sind wir in “Südwestafrika.” Nun werden wir bald unsere Wahlheimat erreichen.
18. Februar 1953
Heute nun geht es von Windhoek nach Okahandja, wo wir in Zukunft wohnen werden. Da es dieses Jahr sehr gut geregnet hatte, war alles herrlich grün. Die Feldblumen standen in voller Pracht, die Morgensterne blühten und sahen wie Butterblumen aus. Alle Riviere liefen in voller Breite…riesige Termitenhügel ragten wie Zeigefinger in den Himmel. Jetzt während der Regenzeit schießen die Pilze so groß wie Teller und so schmackhaft wie Champions, genannt Omajovas, am Fuße des Hügels in die Höhe…ab und zu begegneten uns auch Eselskarren, vollbeladen mit Kind und Kegel .
Christuskirche und Reiterdenkmal in den 50iger Jahren.
Daisy Siebeck lebt heute als 80-Jährige mit ihrem Mann stets in Windhoek und spielt noch immer das Akkordeon . Fotos: Privat!
Nach einer guten Stunde erreichten wir Okahandja,…unsere zukünftige Heimat. Familie Eberhard Schmidt, wo ich als Babysitterin und Hausmädchen tätig sein werde, zeigte uns unser zukünftiges Heim. Die Böden waren mit rotem Bohnerwachs poliert…der Garten war ein kahles Grundstück, wo das Plumpsklo ganz im hintersten Winkel stand…es stand noch ein aus Kohle gebauter, sg. Eisschrank, oder besser gesagt Kühler da, worin wir unsere verderblichen Esswaren unterbringen konnten.
Jeden Montag in der Früh wurde der Kübel vom Plumpsklo von der Stadtverwaltung geleert, und wenn man da gerade thronte, konnte es passieren, daß dieser einem unter dem Hintern weggezogen wurde.
Einmal in der Woche kam unsere Waschfrau Emilie, eine Hererofrau, die dann im Garten unter dem Baum in einer großen Wanne unsere Wäsche wusch und wenn trocken, gleich mit einem Kohlebügeleisen bügelte.
Bei Familie Schmidt verdiente ich acht Pound im Monat, was dann mit der Miete verrechnet wurde. Also erhielt ich keinen Cent. Zum Glück hatte Vater mit ihnen keinen Vertrag abgeschlossen, so konnte ich nach kurzer Zeit kündigen und fing im Store bei Boysen und Wulff als Lehrmädchen an…
Es gefiel uns sehr gut in Okahandja…Mit der Zeit ergab es sich, daß eine Kapelle gegründet wurde mit Hanjörg Hoffmann am Klavier, Gert Hoth oder Rudi Braun am Schlagzeug, Jost von Dewitz auf der Gitarre, Rosemarie Wucher, Heidi Hoffmann, Alwin und ich mit dem Akkordeon. Oft spielten wir im Ort zum Tanz auf und verdienten nebenbei ein paar Groschen, die dann in unsere gemeinsame Kasse kamen, womit unsere Ausflüge bezahlt wurden…
Jahre später wurde der Okahandja Sportklub von Emil Weiß und seiner Frau gegründet, dessen Mitglieder sich einmal in der Woche im Hotel Tückmantel trafen, wo auch ich sehr aktiv dabei war. Am 7. September 1957 fand der erste Wettkampf mit den Windhoekern statt. Es wurde ein großer Erfolg für die “Okahandjoten”. Viele Wettkämpfe folgten noch, bis ich dann nach Windhoek zog und bei Ernst Holtz im Bekleidungsgeschäft anfing. Aus war die schöne Zeit mit all den Freunden, aber auch in Windhoek fand ich schnell Anschluß….”
ENDE
(Ein Dank geht hier an Annemarie und Athol McLean, die die Verbindung mit Daisy Mette (Siebeck) hergestellt haben
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