Afrikareise der Familie Mette – Episode 3

Episode 3 von 6
Von Tanger aus fuhren wir nach Oron, Algier, Bone, Tunis und weiter nach Tripolis, Bengasi, Derna, Tobruk, Ale-xandria bis nach Kairo. In Kairo blieben wir vom 29. Sept. bis zum 4. Nov. 1952 .
1. Oktober 1952
Sehr selten nimmt uns Vater mit zum Einkaufen,…aber wenn er sich doch einmal unser erbarmt, dann ist es für mich immer ein großes Erlebnis, und ich kann nur staunen über das kunterbunte Durcheinander auf den Straßen.
Autos, Eselskarren, Motorrad- und Radfahrer fahren, wie es ihnen passt. Dazwischen laufen die Fußgänger und hoffen, heil über die Straße zu kommen. Gehupt wird ununterbrochen. Es ist ein Wunder, dass es bei dem Durcheinander nicht alle naselang kracht .
Besonders fazinierend ist für mich der Souk (Basar) mit seinen fremdartigen Gerüchen, Gewürzen und Früchten. Dazu die vielen Menschen mit ihren bunten Gewändern und die verschiedenen Sprachen und Dialekte.
Schwerfällige, dick vermummte Frauen laufen von Platz zu Platz, um die Ware eingehend zu prüfen und sich lauthals mit den Händlern zu streiten und zu feilschen, bis sie zufrieden sind und weiter zum nächsten Stand schlurfen. Mette

 

Die Akkordeons waren nicht nur ständige Begleiter der Familie Mette, sondern brachten ihr auch so manchen finanziellen und anderweitigen Vorteil ein. Von links: Mutter Anni, Vater Alwin, Harry, Doris, Claus, Alwin und Daisy.

 

 

Die Unkundigen werden von den Händlern oft übers Ohr gehauen. Diese Schlitzohren lieben es, einen viel zu hohen Preis anzugeben, und freuen sich, wenn sie für ihre Ware mehr bekommen haben, als sie wert ist.
Besonders beim Kauf von Obst und Gemüse muss man auf der Hut sein. Obendrauf liegt das Gute und unten das Schlechtere im Korb… Mutter kannte den Trick von Palästina her, nahm als erstes alles Obst aus dem Korb und legte nur das Beste wieder zurück. Das paßte dem Händler nicht sehr, und er schimpft gewaltig, was wir zum Glück nicht verstehen konnten…
Als er sich beruhigt hatte, fing das Feilschen um den Preis der Ware an. Das ging auch eine Weile hin und her, bis beide Parteien zufrieden waren und der Handel abgeschlossen werden konnte… zufrieden zogen wir ab.
Das Brot, das gleich nebenan gekauft wurde, war wohl herrlich weiß und gut durchgebacken, aber leider voll mit Einwohnern … lgitigit…und das sollen wir essen? Zuerst grauste es uns davor, aber ein altes Sprichwort sagt ja: “Der Hunger treibt es rein”. Wie wahr das ist… meistens saßen wir dann einträchtig zusammen am Auto und puhlten die Einwohner aus dem Brot heraus, bis es für uns einigermaßen essbar war. Harry war es egal, er machte die Augen zu und verschlang alles mit Heißhunger…geschadet hat es ihm nicht.
15. Oktober 1952
Heute sollen wir bei der Universität spielen…alles klappte einwandfrei…Unter den Zuhörern war auch ein junger Student, der so glücklich war, mal wieder deutsche Lieder zu hören, dass er uns zum Abschied eine 20 Pfund Note in die Hand drückte. Wie sehr haben wir uns darüber gefreut… Wenn der wüsste, wie nötig wir jeden Pfennig haben…
Fortsetzung folgt!

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