Afrikareise der Familie Mette – Episode 2

Episode 2 von 6
3. September 1952
Viel zu früh waren wir in Algier, der Haupt-stadt Algeriens, und alles war noch geschlossen. Vereinzelte Männer schlurften verschlafen am Auto vorbei, aber statt der gewohnten Plusterhose liefen viele jetzt in pyjamaartigen Anzügen herum. Wir spotteten darüber, weil wir dachten, sie wären zu faul gewesen, sich umzuziehen. Aber dem war nicht so. Später stellten wir fest, daß dies ihre traditionelle Tageskleidung ist.
Manche sahen sauber und gepflegt aus, andere wiederum schmuddelig und zerknittert; so als ob sie in ihrer Kleidung geschlafen hätten. Afrikareise Lastwagen Mette

 

 

 

 

Mit diesem Dreitonner-Mercedes-Diesel-Lastwagen, Baujahr 1938, unternahm die Familie Alwin Mette 1952/53 eine Reise von Hamburg bis nach Südwestafrika.

 

 

 

 

 

Die Frauen sind, wie schon erwähnt, meistens verschleiert. Ihre Kleider reichten bis zum Boden. ,,Die reinsten Staubfeger”, meinte Doris und außerdem muß es unheimlich heiß unter den Klamotten sein.“
Daraufhin meinten die Buben:, ” Wieso? Das ist doch äußerst praktisch, dann sieht man die krummen Beine nicht!…ha ha ha…“ Sie müssen es ja wissen!
Anscheinend haben die Männer viel Zeit, denn immer wieder sahen wir welche, die an einem schattigen Plätzchen ein kleines Nickerchen machten, aber niemals eine Frau.
Die haben kein leichtes Leben. Die Last der Arbeit liegt auf ihren Schultern, dazu müssen sie noch ihre Sprösslinge mit sich herumschleppen,“ meinte Mutter.
Als Vater dann endlich nach langer Zeit kam, sagte er uns, daß es heute nicht mehr weitergehen kann, das Visum wird erst morgen fertig. Das ist nichts Neues in diesem Land. Hier haben die Menschen ja sooo viel Zeit…
7. September 1952
So früh wie möglich ging Vater zum Zoll, in der Hoffnung, dann gleich weiterfahren zu können. Dem war aber nicht so. Der Herr schlief wohl noch und als er dann endlich kam und in die Papiere schaute, sagte er ärgerlich: “Sie haben eine Grenze durchfahren, Sie müssen noch einmal zurück, denn ohne diesen Stempel kann und will ich Sie nicht weiterfahren lassen..” Das waren 40 Meilen hin und nochmals 40 Meilen zurück….
Dort angekommen mussten wir die Grenze zwischen Algerien und Tunesien erst suchen… diese bestand nur aus einer Blechbude ohne Schlagbaum. Noch nicht einmal ein Schild war angebracht. Der Beamte machte gerade ein Nickerchen und war sehr unwillig, als er gestört wurde, aber er gab Vater, ohne überhaupt groß in die Papiere zu schauen, den gewünschten Stempel…
18. September 1952
Heute ist Vater 50 Jahre alt geworden. Das muß natürlich gefeiert werden. Per Zufall verbrachte er vor genau elf Jahren auch seinen Geburtstag hier in Bengazi (Libyen)…mit dem Unterschied, daß damals Krieg war und er beim deutschen Militär als Nachschubfahrer unter General Rommel diente….
Heute ist auch unser Konzert. Als wir da ankamen, war der Saal bis auf den letzten Platz belegt…Zwischen dem Akkordeonspielen hielt Herr Böck, der Pastor, eine Rede:,,…Da Herr Mette und seine Familie noch eine weite Reise vor sich haben und finanziell ziemlich knapp sind, wollen sie mit diesem Konzert ihre Kasse ein bißchen auffüllen. Ich hoffe doch sehr, daß jeder eine Kleinigkeit dazu beiträgt….”
Später, ach was schämte ich mich, mußten wir alle mit dem Teller durch die Reihen gehen und sammeln. Vater war in seinem Element. Er erzählte von den Zeiten mit Rommel in Afrika….

Fortsetzung folgt!

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