Callista Gebser und das Haus in Wlotzkasbaken
Folge 3 von 3
Swakopmund – Die heute als 87jährige in der PrinzessinRupprecht-Residenz lebende Callista Mühlbach genoss es immer, wenn es von der Farm Nudupsdrift bei Maltahöhe nach Wlotzkasbaken ging. Dort wohnten sie in einem Zelt und später in dem 1942 von ihrem Vater Hans Gebser erbauten Haus.
Ihr Vater war ein leidenschaftlicher Angler und Koch. Hans Gebser angelte oft an der schwarzen Klippe neben dem von dem preußischen Kutscher Paul Wlotzka errichteten Baken. Dann warf er seine lange Angel aus, die sonst immer geschützt vor heißen Ostwind und Nebel in seinem Landrover stand.
Hinter dem Holzhaus hatte Hans Gebser sich aus einem alten Blechfass und einem Blechrohr eine Räucherkammer hergerichtet und herrlichen Katfisch mit Kameldornholz geräuchert. Heute sieht man an dieser Stelle nur noch Rostpartikel, denen keine Bedeutung beigemessen wird.
Im Jahre 1959 machte Papa Gebser mit seiner Familie wieder einmal Urlaub am Meer. Eines Nachts rappelt es gewaltig im Innenhof. Hans Gebser und sein Schwiegersohn Alois Mühlbach machen sich mit dem Gewehr im Anschlag bereit…und stehen vor einem erschreckten, ausgehungerten Schakal, der sich über die Fischgräten hergemacht hat und schnell in der Dunkelheit verschwindet.
Cordula und Hanspeter, zwei von Callista Mühlbachs Kinder, sahen abends durch ein Astloch im Kinderzimmer den Erwachsenen im Wohnzimmer zu, die sich im Schein einer Petroleumlampe unterhielten.
Tagsüber plantschten die Enkel von Hans Gebser in einer Blechwanne, in die mit der Schwengelpumpe eiskaltes Wasser gepumpt worden war.
Der Innenhof des Häuschens war mit uralten Schiffsplanken, bedeckt, die als Strandgut vom Strand mitgeschleppt worden waren. Draußen vor dem Häuschen lagen Rippen und Wirbel von Walfischen, die sich für die Enkel von Hans Gebser als Hocker eigneten. Der Weihnachtsbaum bestand aus einer gestrandeten Wurzel, an der silberbestrichene Seesterne hingen. Überall im Innenhof und ums Häuschen herum lagen angeschleppte schöne, runde Steine (,,Pebbles”) vom Strand.
Durch alle Kinderhände ging immer das geschnitzte Holzfigürchen eines lachenden älteren Mannes, das Callista einmal in jungen Jahren ihrem Vater geschenkt hatte und das heute noch im Wohnzimmer steht. Als Hans Gebser 1962 verstarb, wurde das Haus am Meer nicht mehr benutzt und verkam. Fast alles ging kaputt oder verrottete. So blieb es bis in die 70iger Jahre. Dann übernahm Callista den Pachtvertrag des vom Staat gemieteten Grundstücks und baute Monate lang mit Unterstützung des Familienfreundes Dr. Helmut Ganz (Leiter der Tuberkulosenabteilung in Windhoek) das Holzhaus wieder auf und vergrößerte es. Heute kümmert sich ihre Tochter Dorothea um das ,,Schlösschen”.
Der Text stammt, mit leichten Veränderung, von Callista Mühlbachs Sohn, Hanspeter Mühlbach.
ENDE
Ergänzung:
Ein Leser machte darauf aufmerksam, dass der Ochsenwagen, den Albert Maraun für Hans Gebser auf Nudupsdrift baute, heute nicht mehr vor dem Maltahöhe-Hotel steht. Er gehört Gerdi Heusen, der abwechselnd in Wlotzkasbaken und Deutschland lebt. Leider war dieser telefonisch nicht zu erreichen.
Der Leser erzählte auch, dass durch das Dach des Stores, den Hans Gebser in Maltahöhe betrieb, ein Eukalyptusbaum wuchs.
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