Die Afrikareise der Familie Mette – Episode 4 von 6

Episode 4 von 6
20. Oktober 1952
Heute durften wir die berühmten Pyramiden besichtigen. Schon von weitem waren sie zu sehen, aber aus der Nähe wirkten sie einfach umwerfend.
Die Pyramiden von Gizeh zählen zu den sieben Weltwundern… Auf den Gräbern der Pharaonen, so heißt es, lastet ein Fluch. Obwohl schon seit 200 Jahren intensiv geforscht wird, liegt Vieles im Dunkeln. Warum wurde die Pyramide überhaupt gebaut? Und von wem? Wie gelang es einer Kultur, kurz nach der Steinzeit, solche Bauten zu errichten? Wie konnten 2,3 Millionen Kalksteinblöcke mit einem Gewicht von jeweils 2,5 t aufeinandergeschichtet werden? Die Blöcke wurden so exakt bearbeitet, daß dazwischen nicht einmal eine Messerklinge paßt. Die alten Ägypter arbeiteten mit einer unglaublichen Präzision: Obwohl die Ecken der Pyramide fast 326 m auseinander liegen, beträgt die Höhenabweichung gerade einmal 2cm. Sphynx bewacht Pyramiden in Gizeh

Anmutig thront die vor etwa 5000 Jahren erbaute Sphinx vor den Pyramiden von Gizeh in Ägypten. Wer Asterix-Comics liest, erfährt, dass Obelix dieser mysteriösen Wächterin auf die Nase geklettert und diese dann unter seinem Gewicht abgebrochen ist. Waren es tatsächlich die Gallier, die das getan haben?

 

 

Was bezwecken die vielen Gänge, die sich in ihrem Inneren verlieren? Rätsel über Rätsel, die wohl niemals ganz gelöst werden können …
Herr Dietrich erzählte uns, daß die Pyramide früher eine glatte gleichmäßig schräge Fläche war, aber im Laufe der Zeit hatten Wind und Wetter die Steine verwittert. Und die Nase, ja die Nase von der Sphinx hatte Napoleon, als er anno dazumal in Kairo weilte, abgeschossen. Ob das stimmt??? Anscheinend denken viele so, aber sehr viel später las ich in einer Zeitschrift, dass die Mammuten, ein kriegerisches Volk, die Nase als Zielscheibe benutzt hatten, um sich daran im Schießen zu üben. Ob das die Wahrheit ist???
4. November 1952
Punkt 5 Uhr fuhren wir im Dunkeln los. Bis Assuan haben wir 950 Meilen zu fahren…In Beni Suef wollten wir tanken, aber da es noch sehr früh war, kam keiner. Außerdem machten der Ort und die paar Einwohner, die wir sahen, keinen vertrauenerweckenden Eindruck, wie auch die folgenden Ortschaften und es war nicht ratsam, sich dort lange aufzuhalten.
Die Menschen sind sehr fremdenfeindlich. Nirgends sahen wir Kilometersteine oder Ortschaftsschilder. Die Namen der Städte haben wir immer bei den großen Bahnstationen herausbekommen. Die kleineren Stationen hatten nur arabisch geschriebene Schilder und diese konnten wir nicht lesen.
Um 9 Uhr hatten wir Beni Maza hinter uns. Jetzt waren viele Leute mit Karren, Kamelen, Eseln, Ziegen und Schafen unterwegs. Vater mußte schwer aufpassen und oft anhalten, um die Tiere vorbeizulassen. Sehr oft mußte er ganz nahe an so einem Grautier vorbeifahren, welches sich nicht einen Zentimeter von der Stelle rührte. Auch Hupen oder Klopfen an der Autotür half nichts, es ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. “Es hat noch nicht einmal mit den Ohren gewackelt. So ein dickes Fell möchte ich auch haben”, meinte Vater lachend.
8. November 1952
Heute ist nun der mohammedanische Sonntag, und da Vater nie lange auf einem Platz still sitzen kann, ließ er sich mit dem Beiboot an Land setzen. Er will mit der Bahn nach Assuan fahren und nahm alle Schuhe mit, die besohlt werden mußten.
11. November 1952
Mit dem Dampfer fuhren wir auch über den Nil am berühmten Tempel von Abu Simpel des Ramses II. vorbei. Wie ich später herausfand, starb Ramses II. mit 90 Jahren, ein für damalige Zeiten geradezu biblisches Alter. In den 67 Jahren seiner Herrschaft wurde das Land immer größer und reicher. Noch heute, 3200 Jahre nach seinem Tod, bewundert die Menschheit die Überreste der kolossalen Bauwerke, die er errichten ließ.
Erst jetzt entdeckten Archäologen im Tal der Könige das gewaltige Mausoleum, in dem mindestens 50 seiner 200 Söhne beigesetzt wurden.
Ramses II. war bis ins hohe Alter ein Mann mit schier unstillbarem Appetit auf Frauen. (mit 76 wurde er sogar noch Vater.) In seinem Harem lebten 500 Frauen, immer bereit, dem Gottkönig zur Verfügung zu stehen. Neben diesen ständig wechselnden Mädchen hatte er allerdings noch vier Ehefrauen, von denen ihm aber nur eine wirklich etwas bedeutete. Nefertari war für ihn die klügste, schönste Gemahlin.
Als Ältere von beiden hatte sie bereits zu Beginn seiner Regierungszeit erheblichen Einfluss auf ihn und wurde seine engste Beraterin.
Ramses II., der sonst kolossale Bauwerke nur sich selbst zu Ehren errichten ließ, baute für Nefertari in Abu Simbel einen Tempel, noch ehe er mit dem Bau seines eigenen Tempels begann.
Als sie, noch keine 50 Jahre alt, starb, ließ Ramses sie in dem für sie erbauten prächtigsten Grab im „Tal der Königinnen” bestatten…
Fortsetzung folgt!

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