Einigermaßen locker vom Hocker: Letzte Fanfare für Andy Bauer
Liebe Leser!
Welch einen schönen Tod hat unser Swakopmunder Trompeter Andy (Andreas) Bauer gehabt. Nichts von langem Dahinsiechen im Krankenhaus, qualvollem Sterben in einem Autounfall oder durch einen Mord. Nein, Andy ist im Alter von 67 Jahren mitten in dem, was er so gerne getan hat, sanft ins Jenseits abberufen worden. Er arbeitete an einem der 15 Wohnmobile, die er im Laufe seines Lebens ,,wüstentauglich” gemacht hatte, und verstarb in Sekundenschnelle an einem Herzversagen. Seine Frau Margit d’ Avignon fand ihn am Montag Nachmittag, den 12. Oktober, in seiner Werksgarage. Monika von Wietersheim, die durch die Trauerfeier führte, sprach von Gnade. Eine Freundin meinte: ,,Andy hat in seiner Todesstunde einen Engel bei sich gehabt.”
Um bei der Metapher zu bleiben: Hat ihn nicht auch ein Engel im Leben begleitet? Wenn ich an Andy denke, sehe ich das stete Lächeln auf seinen Lippen. Ich habe ihn immer freundlich und entspannt erlebt. Auf die Frage an seine Margit, woran sie sich vor allem erinnert, wenn sie an ihn denkt, antwortet sie wehmütig: ,,Er hat völlig in sich geruht. ABER…” ,fügt sie gleich hinzu, ,,er konnte stur sein wie ein Betonpfeiler, und Gesetzlosigkeit konnte er nicht vertragen.”
Margit erinnert sich zum Beispiel daran, wie sie mit ihrem Mann vor Jahren mit dem Wohnmobil an der Mole gestanden hatte, um die Nacht dort zu verbringen. Das Campieren an der Mole war verboten, und bald kreuzte der Verkehrspolizist Fanie Kruger auf, um sie zu verwarnen. Er hatte jedoch nicht mit Andys Vehemenz gerechnet, die da hieß: ,,Wir campen nicht, wir parken hier!”
Auch war Andy einmal drauf und dran, einen lärmenden, mit seinem röhrenden Auto Schleifen ziehenden jungen Mann mit einem Stein zu bewerfen. Zumindest standen er und sein Musikerfreund Werner Kühlwetter bereits mit den Klippen in den Händen, was den hormonlastigen Jüngling zur Räson brachte.
Andy Bauer im Februar 2008 während eines Konzertes
in der NPS-Kulturaula in Swakopmund. Foto: Susann Kinghorn
Andys Schwiegertochter erinnert sich daran, dass er einmal in einem Restaurant in Deutschland den Kellner darum bat, das Licht heller einzustellen, da es schwierig war, das Menü zu lesen. Als nichts geschah, holte er eine Stirnlampe aus dem Auto, mit der er dann die Speisekarte las. Das half!
Wie beschreibt Margit ihren Mann weiter? ,,Er war sehr neugierig, liebenswürdig und nicht aggressiv. Er hat die Menschen im allgemeinen akzeptiert, wie sie waren, und sich nie abfällig oder negativ über sie geäußert. Und er war bis zuletzt voller Ideen.”
Seine Schwiegertöchter nannten ihn bei der Trauerfeier ein Tausendsassa, einen abenteuerlustigen, weltoffenen Menschen, der gut erzählen sowie unermüdlich Witze reißen konnte und leicht auf andere zuging, weshalb er einen großen Freundeskreis hatte.
Andy war ein absoluter Naturfreund und ist mit seiner Margit oft im Wohnmobil in der namibischen Landschaft unterwegs gewesen. Gleichzeitig faszinierte ihn als ausgebildeter Maschinenbautechniker alles Technische. ,,Wie oft kam er nach einem Aufenthalt in Deutschland, wo er ja geboren und aufgewachsen ist, mit dem neusten technischen Gerät an,” erinnert Margit sich. Seine neueren Errungenschaften waren die Phantom 3 Drohne und ein digitales Akkordeon.
Er hat sich zeitlebens damit beschäftigt, wie er die Technik belasten und verstärken kann, um zu immer besseren Ergebnissen zu kommen. ,,Alternative Energiequellen haben ihn u.a. sehr interessiert,” erzählt Margit. ,,Er hat zum Beispiel einen Solarkoffer entworfen, der besteht aus einem Holzkasten von etwa einem halben Meter Länge und Breite mit einer Solarplatte sowie vier eingebauten LED-Lampen. Damit konnte man Licht erzeugen, das Radio spielen lassen und auch ein Handy laden.”
Andy liebte die Musik leidenschaftlich. ,,Die Probe beim Männergesangsverein donnerstagabends,” so Margit bei der Trauerfeier, ,,war ihm fast heilig und selten hat er eine ausgelassen. Die Tanzmusik – als Andy’s Combo zusammen mit Gert Meyer und Harry Hailwax – ließ ihn richtig aufleben…”
Und dann spielte er so wundervoll Trompete, deren Klänge die formvollende Trauerfeier im Prinzessin-Rupprecht-Heim perfektionierten. Ich bin sicher, dass die meisten der zahlreich erschienenen Trauergäste Gänsehaut bekamen, als das Signal von Gershwin und das Halali ertönten. Ich hörte plötzlich Andys Stimme mit dem lustigen Akzent: ,,Ich bin in Konschtanz geboren…”.
Andy wird mir vor allem als gefälliger Mensch, schneidiger Trompeter und begeisterter Musikliebhaber in Erinnerung bleiben, und ich hoffe, dass er auch in seinem neuen Umfeld weiterhin das Halali schmettert.
Liebe Margit, du hast dich in deiner Trauerrede selbst übertroffen. Mit Liebe und Humor hast du das ausgefüllte Leben deines Andy geschildert und uns zum Schluss teilhaben lassen an deiner tiefen Trauer.
Susann Kinghorn
Dieses wundervoll getroffene Foto von Andy zierte die Trauerfeier. Es wurde in Zürich gemacht, wo er mit einem Freund, der ebenfalls eine Drohne hat, wettgeflogen ist.
Foto: Privat
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