Leserbrief: Recycling? Und ob!

Leserbrief zum Locker-vom-Hocker vom 18. September über Müllverwertung:
In den 80er Jahren hat das Wildlife Society Namib Centre zugesehen, dass hier blaue Tonnen herkommen, wo man bis vor kurzem die leeren Flaschen hineintun konnte. Das Glas wurde per Güterzug nach Pretoria verschickt, mit dem Erlös hat man die Bahnfracht gerade bezahlen können. Auch haben wir damals schon, mit Hilfe der Swakopmunder Handelskammer, versucht, die Plastiktüten zu reduzieren. Wir haben Kurse gehalten, um das Personal der Supermärkte zu lehren, den Kunden erst zu fragen, ob er denn nicht einen Korb oder eine eigene Plastiktüte habe. Erst wenn er nichts bei sich hatte, wurde eine Plastiktüte zu 50c verkauft. Alle Geschäfte haben mitgemacht, aber vor allem die Hausfrauen haben gestreikt, und wir haben etliche “Morddrohungen” erhalten und mussten die Plastiktüten wieder einführen. Frau Gabi Woermann hat persönlich darauf geachtet, dass ein Projekt in Mondesa gestartet wurde, wo man Frauen zeigte, wie sie Einkaufsbeutel nähen, sticken oder aus alten Plastiktüten herstellen konnten, und diese wurden dann bei den Kassen von Woermann Brock verkauft. Der Erlös ging an diese Frauen, viele von ihnen hatten so ihr erstes Geld verdient. Susanns 49ster Dez 2010 (3) klein
Nebenbei bemerkt: In dem so “einfachen” Land wie Madagskar sind Plastiktüten bei Strafe verboten. In Zimbabwe kann man nur eine Limonadenflasche kaufen, wenn man leere zurückbringt…
In meiner Kindheit hatten wir im Haushalt zwei Brötchenbeutel, mit unserem Namen versehen. Früh morgens kam der Bäckerjunge von Putensen und brachte unsere Brötchen im Beutel. An der Türklinke hing der leere Sack von gestern, den er wieder mitnahm für die Brötchen am nächsten Morgen.
Als Kind verdiente ich mein Taschengeld damit, dass ich ausgelesene Zeitungen meines Vaters an die Schlachterei Herzig verkaufte: eine englische STAR ergab einen satten Tickey, denn Frau Herzig zahlte gut ; 1 Lbs (Pfund) Papier für ei-nen Tickey. Das Fleisch wurde damals erst in eine Art Zellofanpapier eingewickelt und dann der Festigkeit halber noch in Zeitungspapier eingerollt. Leider hörte mein gutes Geschäft auf, als die Stadtverwaltung einen jungen Gesundheitsinspektor einstellte, der meinte, das Zeitungspapier sei unhygienisch. Heute weiss man, dass dem nicht so ist…

Gabi Tirronen setzt sich vehement für Recycling ein.

Foto: Susann Kinghorn

Jeden Samstag verkaufen wir frische Farmeier auf dem Markt in der Kriess Arkade vor dem Wild Rocket-Cafè. Unsere Kunden bringen die leeren Eierkartons zu 80% wieder zurueck. Zur Verpackung verwenden wir nur gebrauchte Plastiktüten oder Eierkartons. Wir sammeln auch die leeren Gläser für unsere Lieferanten, denn die Farmersfrauen machen Marmelade sowie Säfte und füllen diese in die gebrauchten Gläser und Flaschen ein. Wir sammeln auch gebrauchte Briefumschläge, die wiederum bei Peters’ Antiques als Verpackung für Aufkleber und Postkarten verwendet werden.
Das neue Farmproduktengeschäft von Mirja Senke in der Swakopstrasse sammelt auch Marmeladengläser und anderes Verpackungsmaterial und schickt es an die Farmen zurück. Überall in den Swakopmunder Geschäften werden Pappkartons rausgestellt, die man sich kostenlos mit nach Hause nehmen kann. Ganze Hausumzüge finden in Swakopmund mit gebrauchten Kartons statt.
Da wir circa 100 Tiere haben, holen wir jeden Tag beim Fish Deli und Wild Rocket die Küchenabfälle ab. Sie werden verfüttert und/oder gehen in den Kompost. Einige nette Swakopmunder hängen uns deren Küchenabfälle in Plastiktüten an unsere Tür, wo ein großer roter Haken extra dafür hängt.
Unser Kompost wird nach einer Reifezeit von 18 Monaten verkauft. Etliche Gärtner haben einen Komposthaufen. Auch die Stadtverwaltung verwendet die Gartenabfälle, die sie von Swakopmundern abholt, und macht daraus Kompost.
Auf unserem Müllplatz vor der Stadt werden zum Beispiel Backsteine aus dem Müll gesammelt und säuberlich aufgebaut. Die kann man da kaufen, genau wie gebrauchtes Bauholz.
Scrapmetal im Industriegebiet kauft altes Eisen und Metall auf. Nicht immer lohnt sich das Benzingeld, aber man hat etwas für die Umwelt getan, denn dieses Metall wird sortiert und wiederverwertet. Alte Batterien kann man beim Gesundheitsamt der Stadtverwaltung abgeben…
Alte Hundeleinen, Hundedecken usw. kann man beim Tierschutzverein abgeben. Der Reiterverein sucht immer mal wieder gebrauchte Blumen, Büsche und Bäume, um seinen Parcour zu verschönern.
Alte Kleidung, Haushaltsgeräte und alles, was man nicht mehr braucht, kann man beim Sonntagsmarkt – der nächste ist diesen Sonntag – verkaufen. Außerdem werden Palmenblätter für die Verkleidung im Hof gebraucht, als Windschutz im Garten oder als Zaun – viele Leute geben gern solche Zweige ab. Ich war eine von den ersten Swakopmundern, die diese Palmenzäune eingeführt haben (die Idee kommt aus dem Kavango). Ich mag diese Zweige sehr gern verwerten und auch gern abholen. Auch fressen Kaninchen und Meerschweinchen die grünen Blätter gern, weil sie sehr nahrhaft sind und scheinbar gut schmecken.
Man kann die Liste unendlich weiterführen.
Gaby Tirronen

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