Leserbrief: Swakopmunder Friedhof ohne Wasser!
Ich bin zutiefst erschüttert über eine Sachlage, die eine lange Vorgeschichte hat. Warum sich bisher keine weiteren Friedhofsbesucher darüber beklagt haben, ist mir unverständlich, denn die Wasserregelung betrifft doch jeden, der seine Grabstätte pflegen möchte.
Bereits im Mai 1993 habe ich mit der Stadtverwaltung verhandelt und meine eigene Leitung mit Wasseranschluss/Hahn auf eigene Kosten an meine Gräber legen lassen, da in diesem Bereich des Friedhofs keine Wasserzufuhr vorhanden war und man das Wasser eimerweise über 100 Meter hätte schleppen müssen.
Als die Stadtverwaltung im Jahre 2013 das Wasser abschnitt, verhandelte ich mit Herrn du Plessis, und Herr Brian Lincs hat dann die Rohre erneut verlegt und den Anschluss nach drei Monaten wieder hergestellt.
Seit Oktober/November 2015 ist das Wasser erneut abgestellt worden. Das habe ich allerdings erst im Dezember persönlich feststellen können, da ich in dieser Zeit für sechs Wochen in Deutschland verweilte.
Anfang Dezember rief ich dann Herrn Reinhard Kubirske (Manager für Wasser und Abwässer) an, mit der Bitte, mir wieder die Wasserzufuhr herzustellen. Er antwortete, dass Kinder von dem kontaminierten Wasser auf dem Friedhof getrunken hätten und ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Daher habe man alle Wasserhähne abgestellt bzw. abgebaut, und es gäbe jetzt nur noch einen Wasserhahn für alle direkt hinter dem Büro. Die Stadtverwaltung könne für so etwas nicht mehr die Verantwortung tragen. Ich habe ihm erklärt, dass ich Trinkwasser in meiner Wasserzufuhr hatte und dieses wieder so hergestellt haben möchte. Herr Kubirske meinte dann, er würde diese Angelegenheit mit seinem Chef, Herrn Dewald Duvenhage (General Manager der Ingenieursabteilung) besprechen und mich zurückrufen. Nichts!
Die gepflegte Grabstätte, wo Gudrun Bellwinkels erster Ehemann Wolfgang Horlbeck und ihre Tochter Claudia nach einem Autoun-fall vor fast 23 Jahren beerdigt wurden. Im Hintergrund ist der Wasserhahn zu sehen, den Frau Bellwinkel installieren ließ.
Fotos: Susann Kinghorn
Ich habe ihn dann noch jeweils kurz vor Weihnachten, am 4. und am 21. Januar angerufen. Er hat nicht mehr sein Handy beantwortet, und wenn man sein Büro anrief, war er nie zu erreichen.
Am 11.Februar versuchte ich, mit Herrn Dewald Duvenhage persönlich in Kontakt zu kommen. Er sei in Windhoek und nicht erreichbar, ich solle es am Montag nochmal versuchen, hieß es.
Am Montag habe ich zweimal vergeblich versucht, Herrn Duvenhage in seinem Büro zu erwischen, und dann ist mir endgültig der Kragen geplatzt. Ich habe der Sekretärin gesagt, dass ich einen Rückruf erwarte und zwar noch am gleichen Tag.
Gudrun Bellwinkels Bruder, der 2003 an Krebs verstarb, liegt ebenfalls dort begraben.
Herr Duvenhage rief dann auch an, um mir mitzuteilen, dass es nur noch ,,rioolwater” auf dem Friedhof geben würde – genau das Gegenteil von dem, was Herr Kubirske gesagt hatte – und er bei mir keine Ausnahme machen könne. Man müsse Wasser sparen, die Stadt könne es sich nicht mehr leisten, die Pflanzen auf dem Friedhof mit Trinkwasser zu begießen. Dieses Wasser sei auch gut für die Pflanzen, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen, das hätte die Stadtverwaltung schon alles testen lassen und gut geheißen. Ich habe ihm gesagt, dass es eine Zumutung sei, generell von alten Leuten zu erwarten, Wasser in Eimern über eine solche Distanz zu schleppen. Außerdem wolle ich frisches Wasser haben – das hätte ich über die Jahre immer erhalten, ich zahle ja schließlich auch dafür. Er fragte mich, wieviele Eimer Wasser ich denn zweimal wöchentlich bräuchte – ich antwortete: acht Eimer. Da explodiert er und meinte, das wäre zu viel, da kann dann ja jeder diesen Anspruch erheben, es bliebe bei nein. Außerdem könne ich mir ja eine Schiebkarre anschaffen, wenn ich die Eimer nicht tragen könne. Ich antwortete, dass ich es absolut lächerlich finde, acht Eimer pro Woche als zu hohen Verbrauch zu bezeichnen – die Minen würden unser Trinkwasser in Hülle und Fülle bekommen, aber für den Friedhof reicht es nicht mehr. Sollten wir also mit kontaminiertem Wasser zufrieden sein, die Gräber abwaschen und uns selbst, nach getaner Arbeit, mit ,,rioolwater” die Hände waschen? Er antwortete, dass er jetzt genug Gründe angeführt hätte, für ihn sei das Gespräch beendet – dann legte er mir den Hörer ins Ohr.
Wenn es nur das Wasser wäre! Ich schneide meine Palme und Hecke selbst und dünge auch selbst. Die Stadt macht gar nichts mehr. Es wird immer eine Firma angeheuert, die diese Aufgaben erledigen soll, aber es mangelt überall. Wenn man wochentags auf den Friedhof kommt, schlafen die Angestellten unter den Bäumen oder sitzen irgendwo und machen Kaffeepause. Es gibt keine Aufsicht, und daher ist auch die Arbeitsbewältigung gleich null. Da ich in Otjiwarongo und Karibib auch meine Familiengräber pflege, weiß ich, wie es noch werden kann. In Karibib gibt es kein Wasser mehr auf dem Friedhof, die Gräber sind fast alle geplündert. Alle Grabaufschriften (Bronzebuchstaben) sind geklaut – es ist so traurig, diesen Verfall zu sehen. Jetzt grasen in diesem Gelände Kühe und Pferde. Es kümmert sich niemand um diesen Teil des Dorfes – leider auch nicht die Angehörigen der Toten, die dort begraben liegen.
Ich finde, unser Friedhof ist sehr schön gelegen, könnte mir sogar vorstellen, dass man die Mauern beseitigt und einen für jeden zugänglichen Park da-raus macht. Wenn die Stadt sich nicht mehr in der Lage fühlt, dieses Projekt vernünftig zu leiten, dann sollte es an Privatpersonen weitergegeben werden. Früher gab es doch auch einen Friedhofsgärtner, der sich um alles kümmerte, und Zerstörungen oder Diebstähle fanden nicht statt.
Bei mir wurde ja 1995 mein aufzementierter Bronze-Engel vom Grab heruntergebrochen. Ich habe damals eine große Belohnung ausgesetzt und den Engel wiederbekommen. Man hat ihn in einer Mülltonne gefunden. Ich habe dann jahrelang einen Gipsengel darauf montiert. Dem haben sie schließlich die Flügel abgebrochen. Inzwischen steht mein Bronze-Engel wieder auf dem Grab. Nachdem man den Dieb erwischt hatte, wurde kein erneuter Versuch unternommen, ihn zu stehlen.
Vielleicht werden ein paar Leser und Friedhofsgänger durch diese Zeilen wachgerüttelt. Wir lassen uns von unserer Stadtverwaltung einfach zu viel gefallen, und gerade der Friedhof ist ein sehr wunder Punkt bei mir.
Sollte jemand ähnliche Beschwerden haben wie ich, kann er sich gerne bei mir melden. Meine Handynummer: 0811274 899.
Gudrun Bellwinkel
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