Locker vom Hocker: Das Auto als Statussymbol

Liebe Küstenleser!

Wo sind die Zeiten hin, als wir Namibier, egal ob Japie, Wambo, Djerry-Südwester oder Rooinek noch nicht die schnaakse Ämbischn hatten, möglichst mit der breitesten und fettesten Tjorrie über die Teer- oder Sandpads zu kruhsen und lekker zu protzen? Damals w-ren wir toch mit jedem morschen Klapperkasten zufrieden, Hauptsache der Tänk war voll und die Räder rollten.
Kein Wunder, dass heute bei Oldtimer-Treffen hin und wieder ein Tränchen der Erinnerung weggedrückt wird beim Anblick einer alten Karosserie, die damals die Welt bedeutete – WENN man sie sich leisten konnte.
Uns war es toch egal, ob die Fenster undicht waren und der Auspuff klapperte. Wir waren somaar net häppy, wenn wir uns den Wind um die Nase wehen und den Leoparden aus dem Tänk lassen konnten.
Heute sitzen aufgeblasene Menschen in monströsen Technik-Tempeln, auch moderne Autos genannt, und wenn irgendwo die Elektronik aufgedonnert ist, stehen sie da wie der Elefant vorm Brandberg und ham keen Kluh, was Sache ist. Unsereins hatte damals voll den tjuun raus, was zu machen war, wenn die Karre einfach nicht mehr wollte, egal wie blerry wild man das Gaspäddel täckelte. Es wurde hier so ‘n biekie mit dem Hammer geklopft und da so op ne manier der Schraubenzieher reingebohrt, und schon lief die wertvolle Kiste wieder.
Ich erinnere mich gerne an mein erstes benzinangetriebenes Fahrzeug. Obwohl das Yamaha Farmbike 100cc mir im ersten Studienjahr in Stellenbosch die letzten Kröten aus der Tasche jagte, war ich selig. Mit meiner sirrenden Nähmaschine hab ich es sogar einmal gewagt, vom Matieland bis nach Kapstadt zu fahren. Der pappe Motor jaulte in den höchsten Soprantönen, als ich am Rande der Highway gen Mutterstadt summte, während neben mir ein Auto nach dem anderen im Affenzahn vorbeirauschte. Das war mir alles egal…ich hatte den Duft von Freiheit in der Nase, der selbst den Petrollgeruch übertünchte. Motorrad Aug  1980

 

 

 

Im Jahre 1980 mit meinem heißen Ofen vor unserem Studentenheim in Stellenbosch. Ihr prahlerischen Allradfahrer wisst gar nicht, welch ein berauschendes Gefühl es ist, auf solch einer Biene Maja zu sitzen.
Foto: Irene Trossbach

 

 

 

 

Auch der Sturz nach durchzechter Nacht mit Tassies, dem einzigen Wein, den man sich als Student leisten konnte, tat der Liebe zu meinem Blechbock keinen Abbruch. Im Gegenteil! Die Erfahrung, ein Bein unter einem heißen Ofen eingeklemmt zu haben, weil man die Kurve und den beduselten Zustand nicht richtig einzuschätzen wusste, hatte ein Abenteuer kurz vor den Uniferien zur Folge, von dem blasierte Schlittenbesitzer mit stief Ovimariva oder klomp Schulden nicht die geringste Ahnung haben.
Was macht man, wenn man ein Gipsbein, keinen Groschen in der Tasche und erst Recht keinen fahrbaren Untersatz hat, aber trotzdem unbedingt in die namibische Heimat möchte – vor allem zum DHPS-Basar in Windhoek? Ein Südwester macht mos ‘n Plan und steckt den harten Warzenschweinschädel nicht in den Sand.
Meine Freundin Claudia Göttert und ich stellten uns also nördlich von Stellenbosch an die Pad – sie mit ausgestrecktem Daumen, ich mit Krücken.
Welch ein Erlebnis waren die neun verschiedenen Mitfahrgelegenheiten, die 24 Stunden und 1500 km später dafür sorgten, dass wir den Basar unserer alten Penne in vollen Zügen genießen durften. Einmal sind wir sogar auf die mit Holzplanken bedeckte Ladefläche einer großen Lorrie geflüchtet. Der schwarze Fahrer in der verräucherten Kabine, in der wir anfangs wegen der nächtlichen Kälte saßen, ließ uns nämlich wissen, dass er auf Pad nach Windhoek sei, um sich eine weiße Frau zu suchen…
Was wissen die kleinen Bonzen in ihren dicken Panzern schon von solcherlei Erlebnissen?
Das fragt sich Ihre Susann Kinghorn, die zugeben muss, dass sie hin und wieder auch von so einem schnieken, feuerroten Flitzer träumt.

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