Locker vom Hocker: Das Stehauffrauchen der Flora
Liebe Küstenleser!
,,Myrothamnus flabellifolius, der ,,Buschtee” oder ,,Wunderbusch”, ist wegen seiner extrem großen Trockenresistenz wohl einer der interessantesten und faszinierendsten Pflanzen Südwestafrikas.” So beginnt Dr. Christian Puff vom Botanischen Institut der Universität Wien seinen Beitrag in der Dinteria vom April 1978, der von der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft herausgegebenen Zeitschrift über die Flora Namibias.
An den Hängen der Naukluftberge auf der Moon Mountain Lodge habe ich sie zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, diese fahl, tot und alles andere als verlockend wirkenden kleinen Sträucher. Sie erinnern an den arg ramponierten Kopf eines alten Reisigbesens, der zu oft den Wüstenstaub von den stoeps unserer Häuser fegen musste: trocken, zerfledert, unansehnlich.
Doch lass es ein paar Tropfen regnen, und das Aschenputtelchen unter den Pflanzen unseres Landes verwandelt sich in eine prächtige Prinzessin mit einem dunkelgrün glitzernden Kleid aus gezähnten Miniaturblättern. Wollen sich die Himmelsschleusen nicht öffnen, wie so häufig in der Namib, nehme man ein Glas mit Wasser zur Hand, und beträufle den durstigen Zwergstrauch mit dem kostbaren Nass. Am nächsten Morgen ist er zu neuem Leben erwacht. Die schutzbedürftig aneinandergepressten Zweige haben sich gespreizt, die zusammengefalteten, geschrumpften Blätter sich geöffnet, um ihr frisches Chlorophyll zur Schau zu stellen. Kein Wunder, dass dieses Wunder eines Gewächses auch als Auferstehungs- oder Jesus-Busch (Englisch: resurrection bush; Afrikaans: opstandingsplant) bekannt ist.
Myrothamnus flabellifolius im trockenen Zustand in den Naukluftbergen auf der Moon Mountain Lodge. ..
Der 2013 verstorbene österreichische Botaniker Dr. Christian Puff bezeichnet den Jesus-Busch als den wohl extremsten bekannten Typus einer so genannten poikilohydren oder wechselfeuchten Pflanze. Diese besitzt keine Organellen (,,Orgänchen” oder Zellen) zur Regulation der Aufnahme und Abgabe von Wasser. Sie gleicht ihren Wassergehalt weitgehend dem Feuchtigkeitszustand ihrer Umgebung an (Nebel, Tau, Regen). In Trockenzeiten wird der Stoffwechsel der Pflanze eingeschränkt, sie stirbt jedoch nicht ab. Wenn Wasser wieder verfügbar ist, quillt der Strauch erneut auf und füllt sich mit neuem Leben.
…und nach etwas Feuchtigkeit in saftigem Grün erstrahlend.
Fotos: Susann Kinghorn
Extrakte aus Myrothamnus flabellifolius werden wegen ihrer hohen Anteile an Polyphenolen, Galloyl-Chinasäure und Trehalose als Feuchtigkeitsspender in Kosmetikartikeln verwendet, da sie die Haut vor Austrocknung und Oxidation schützen.
Die Blätter dieses besonderen Strauches bestehen aus ätherischen Ölen, hauptsächlich Kampfer und Eukalyptus und werden vor allem in der traditionellen, afrikanischen Medizin als Tee gegen Erkältungen, Asthma und andere Atemwegsbeschwerden eingenommen.
Der wissenschaftliche Name der Auferstehungspflanze ist sinnvollerweise von den griechische Begriffen ,,myron” (Parfüm), ,,thamnus (Busch) und ,,flabellifolia”(fächerartige Blätter) abgeleitet.
Der Busch wurde zum ersten Mal 1859 von Friedrich Welwitsch identifiziert und benannt.
Wie dem auch sei, mich begeistert dieses Stehauffrauchen oder -männchen, das alle Dürren durchsteht!
Ihre Susann Kinghorn
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