Locker vom Hocker: Igittigitt, Gemüse!

Liebe Küstenleser!
Wer erinnert sich nicht an diese abscheulichen Mahlzeiten aus der Kindheit, wenn die Hausherrin wieder einmal beschlossen hatte, dass Rosen- oder Weisskohl gesund ist und daher unbedingt auf den Esstisch gehört?! Oder an den ekelerregenden Anblick eines Rote-Beete-Salates auf dem Teller?! Und was man sich als Gemüsemuffel alles ausdenken musste, um Mama nicht zu enttäuschen und gleichzeitig den ,,Genuss” des Gemüseverzehrs zu umgehen.
Ich erinnere mich zum Beispiel an eine spannende Szene mit meinen vier Geschwistern am Mittagstisch, als das Gemüse mit einer schwungvollen Bewegung aus dem Fenster geworfen wurde und mit einem Platsch im Blumenbeet landete – just in dem Augenblick, als die Köchin sich gerade wieder dem Herd zugewandt hatte, dessen Geräusche laut genug waren, den Plumps zu überhören. Gemse
Wenn Sie mich fragen, sollte man Kinder nie dazu zwingen, etwas zu essen, was sie nicht mögen. Das bedeutet nicht, dass man ihnen die Speise, die sie ablehnen, auf keinen Fall mehr auftischen sollte. Bekanntlich ist das Vorbild der beste Lehrmeister. Ich habe zum Beispiel immer richtig neidisch zugeschaut, wie meine Mutter den widerlichen Spinat genussvoll verzehrte, den ich einfach nicht die Speiseröhre hinunter bekam. Heute hole ich mir fast täglich die grünen Blätter aus dem eigenen Gemüsegarten, um sie mit einem Schuss Sahne lustvoll im Munde zergehen zu lassen. Und auch die abscheuliche Rote Beete aus den Kindertagen ist für mich zur Delikatesse geworden.
Überhaupt kann man mir heutzutage eigentlich so gut wie alles auftischen, was ich als Kind verschmäht habe – selbst mehlige Erbsen, wenn es denn sein muss.
Schon der griechische Philosoph Heraklit von Ephesos kam im fünften Jahrhundert vor Christus zu der großen Erkenntnis, dass ,,alles fließt” bzw. dem Grundgesetz des ewigen Wandels unterliegt, so eben auch unser Geschmack.
Das entspricht allerdings nur bedingt der Wahrheit, denn die Abscheu vor Rosinen ist bei mir bis heute geblieben, und ich kann es immer noch nicht lassen, sie aus dem sonst leckeren Apfelkuchen, der Bobotie oder dem ,,Fleckenkuchen” (Stollen) zu puhlen.
Wie sieht es bei Ihnen oder Ihren Kindern aus? Können Sie sich auch an ein “Igittigitt, Gemüse!” -Erlebnis erinnern?
Das fragt sich Ihre Susann Kinghorn

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