Locker vom Hocker: Radikal denken und handeln!
Liebe Küstenleser!
Obwohl wir alle wissen, dass der Mensch ein Drecksschwein ist, war ich doch erschüttert, als ich die Müllmassen an der Kreuzung der B1 etwa 25 km südlich von Otjiwarongo und der C42 sah, die zum Waterberg führt. Dort, wo Namibianer der ärmeren Gesellschaftsschicht stehen, die auf eine Mitfahrgelegenheit nach Okakarara, dem Zentrum des Hererolandes, warten, sind die Zäune, Büsche und Bäume mit Plastiktüten übersät, und der Boden glitzert von zerbrochenen Flaschen.
Auch auf dem Weg zurück nach Swakopmund ist mir aufgefallen, wie verschmutzt die Straßenränder zwischen Usakos und dem Atlantik geworden sind – trotz regelmäßiger Säuberungsaktionen, wo Schüler (oftmals) den Abfall von Erwachsenen wieder einsammeln.
Ich bin der Meinung, dass wir viel radikaler denken und handeln sollten, was dieses Thema anbetrifft. Abgesehen vom Einsatz stärkerer Strafmaßnahmen für Schmutzfinke und von drastischer Kontrollausübung, damit diese überhaupt erst einmal erwischt werden, sollten wir alle bei uns beginnen, um der grässlichen Vermüllung entgegenzuwirken.
Dank der vor 26 Jahren in Windhoek gegründeten Privatfirma Rent-A-Drum dürfen wir hier in Swakopmund seit ein paar Wochen Plastik, Dosen, Papier, Kartons und Glas in eine orangefarbene Tonne zur Wiederverwertung deponieren. Das reicht jedoch noch lange nicht!
Wir sollten an Omas Zeiten zurückdenken und uns die damaligen Gepflogenheiten wieder aneignen. Weg mit den Plastiktüten, die sich sowieso erst seit den 60er Jahren als Universalverpackung, Werbeträger und Kunstobjekt etabliert haben. Meine Mutter erzählt, dass man im II. Weltkrieg ein Stoffbeutelchen an die Haustüren in der Kleinstadt Krojanke im damaligen Pommern gehängt hat, damit der liefernde Bäcker die frischen Brötchen dort hineinstecken konnte.
Weg mit den vielen Flaschen aus Glas, dessen industrielle Herstellung sich – genau wie die der Plastikverpackungen – erst seit der zweiten Hälfte des vorherigen Jhs. entwickelt und perfektioniert
Rent-A-Drum holt die Recycling-Tonnen in
Kramersdorf ab.Foto: Susann Kinghorn
hat. Im und nach dem II. Weltkrieg gab es Milchkannen aus Aluminium oder Emaille, die gesäubert und immer wieder mit Milch gefüllt wurden, wenn der Milchwagen vorbeikam. Oder aber man pilgerte mit einer dieser Kannen zum Milchgeschäft. Dort standen große Tonnen, aus denen man mit Schöpfkellen verschiedener Größe die Milch in die Kanne goss.
Vergleichen wir den damaligen ,,spartanischen” Usus einmal mit der heutigen verschwenderischen Art der Verpackung. Da gibt es zum Beispiel eine kleine Plastikkapsel von Nespresso, die gerade einmal für eine Tasse Kaffee gedacht ist. In den Cafès hat jeder Löffel Zucker seine eigene bedruckte Papierverpackung. Wenn man also einen Tee mit drei Löffeln Zucker trinkt, muss man drei Papiertütchen aufreißen und wegwerfen. Warum geht es nicht auch mit einem Zuckertöpfchen aus Porzellan auf dem Tisch?
Zu Omas Zeiten gab es auch keine Eierbehälter zum Wegwerfen. Ich frage mich, warum Geschäfte die Eierbehälter zur Wiederverwertung nicht zurücknehmen. Als man noch Eier beim O’ Stora von Werners in Swakopmunds kaufen konnte, habe ich meine Eierkartons regelmäßig dort hingebracht. Jetzt landen sie auf unserem Kompost.
Wie gesagt, wir sollten alle richtig revolutionäre Ideen haben und diese in die Tat umsetzen. Nur so gibt es einen Hoffnungsschimmer für unseren mächtigen Müllberg.
Ihre Susann Kinghorn
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