Locker vom Hocker: Unsere Rossantilopen
Liebe Küstenleser!
Es gibt ein Säugetier-Handbuch vom südlichen Afrika, das Burger Cilliè 1997 in Pretoria publizierte. Darin sind auch die einzigen zwei Huftiere der Gattung Rossantilopen zu sehen, die man in Namibia zu Gesicht bekommt: die Pferde- und die Rappenantilope. In dem Buch befinden sich auch kleine Landkarten von Namibia, Südafrika, Botswana, Sambia, Simbabwe und Mozambique, die zeigen, in welchem Gebiet genau die verschiedenen Tiere vorkommen. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Rossantilopen in Namibia ist auf den Caprivizipfel beschränkt. Inzwischen aber wissen wir, dass viele Lodges und Gästefarmen sowohl Pferde- als auch Rappenantilopen als Touristenattraktion angesiedelt haben. Somit war es mir vergönnt, bei einem Besuch auf der Frans Indongo Lodge beide Huftierarten aus nächster Nähe betrachten zu dürfen.
Die beiden Arten aus der Gattung der Rossantilopen sehen sich sehr ähnlich, weshalb ich sie oft verwechselt habe. Bei näherer Betrachtung aber fallen einem viele Unterschiede auf. Die Pferdeantilope (Hippotragus equinus) ist wuchtiger bzw. weniger schlank als die Rappen- oder Säbelantilope (Hippotragus niger) und soll nach dem Eland (Taurotragus oryx) mit einem Gewicht von bis zu 270 kg und einer Schulterhöhe von 1,40 m eine der größten Antilopen Afrikas sein.
Dafür hat die Rappenantilope deutlich längere Hörner, die bei beiden Arten leicht nach hinten gebogen und stark geringelt sind.
Beide Exemplare der Familie der Hornträger tragen eine schwarz-weiße Gesichtsmarkierung. Allerdings hat die Pferdeantilope (auf Englisch Roan antilope) ein graubraunes, rötlich schimmerndes Fell, während die männliche Rappenantilope (Sable antilope) ein fast pechschwarzes Haarkleid trägt, das am Bauch scharf weiß abgegrenzt wird. Die Weibchen und Jungtiere können mit ihrer rot- bis dunkelbraunen Haartönung wiederum leicht mit der Pferdeantilope verwechselt werden.
Zum ersten Mal hatte ich die Gelegenheit, zwei sich sehr ähnelnde Huftiere derselben Gattung Rossantilopen (Hippotragus) auf einem Foto zu verewigen: eine Pferde- und eine Rappenantilope (rechts) auf der vom Regen grün gewordenen Fläche vor dem Deck der Frans Indongo Lodge 43 km nordöstlich von Otjiwarongo.
Foto: Susann Kinghorn
Beide Rossantilopenarten sind im gesamten südlichen Afrika verbreitet. Während die Herden der Pferdeantilopen aus etwa fünf bis zwölf Tieren bestehen, die von einem Männchen geführt werden, leben die Weibchen der Rappenantilope mit ihren Jungen in Herden von zehn bis dreißig Tieren. Männchen sind Einzelgänger, die jedes Weibchen beanspruchen, das ihr Territorium durchquert.
Es gibt noch etwa 60.000 Rappenantilopen, weshalb die Art als nicht gefährdet eingestuft wird. Die Pferdeantilope ist zwar auch noch nicht akut vom Aussterben bedroht. Dennoch sieht der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) sie in der Roten Liste als gefährdet an.
Übrigens gab es eine südafrikanische Antilope aus der Gruppe der Pferdeböcke, die gerade einmal 34 Jahre nach ihrer wissenschaftlichen Erstbeschreibung vom Menschen völlig ausgerottet wurde: Der letzte Blaubock (Hippotragus leucophaeus) wurde 1799 oder 1800 geschossen. Somit ist der Blaubock die erste afrikanische Säugetierspezies, die durch den modernen Menschen in historischer Zeit ausgerottet wurde. Da das Ausrotten des Blaubocks sehr schnell geschah, gibt es nur noch vier ausgestopfte Exemplare in den Naturkundemuseen von Paris, Stockholm, Wien und Leiden.
Mögen uns die Pferde- und Rappenantilopen erhalten bleiben.
Ihre Susann Kinghorn
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