Locker vom Hocker: Von gierigen Pleitegeiern und genügsameren Geistern
Liebe Küstenleser!
Geld regiert die Welt, sagt der Volksmund. Ich sage: Gier regiert die Welt. Da gibt es zum Beispiel einen US-amerikanischen Rapper mit dem bescheiden klingenden, doch täuschenden Künstlernamen 50 Cent, der so sehr in Saus und Braus gelebt hat, dass er nun pleite ist und sein acht US-millionenschweres Anwesen in Connecticut mit über 21 Schlaf- und 25 Badezimmern verkaufen muss.
Ich bitte Sie, selbst bei äußerst großzügigem Denken frage ich mich, wozu man mindestens 21 Betten und 25 oder mehr Toiletten in einem Haus braucht. Es könnte natürlich sein, dass der Rap-Star nach fünf Minuten auf dem einen Klo sitzend bereits Langeweile verspürt, daher einen Tapetenwechsel nötig hat und mal eben auf Abort Nr. 2 huschen muss. Oder er zählt sein Geld auf der Toilette, und dazu reicht eine einzige nicht. Unser ,,bescheidener” Rap-Star, der bereits als 12jähriger mit Drogen handelte und dessen Filmbiografie den bezeichnenden Titel ,,Get Rich or Die Trying” trägt, war leider (oder Gott sei Dank!) noch nie in Namibia, um zu sehen, wie viele Menschen noch nicht einmal eine einzige Toilette besitzen.
Der Kredithai…
Dafür stattete ein anderer Gangster-Rapper aus den USA Swakopmund vor Jahren einen Besuch ab. Damals trat dieser stinkreiche Zweibeiner, dessen Namen ich vergessen habe, weil er mir absolut nichts bedeutet, u.a. an der Mole in Swakopmund auf und warf mit Geldscheinen um sich. Manche haben eben nichts Anderes als Papier, mit dem sie imponieren können. Auch wohnte er in verschiedenen Gäste-Etablissements in Namibia, wo er u.a. durchlöcherte Handtücher von glühenden Zigarettenkippen und generell keinen guten Eindruck hinterließ.
Zurück zu 50 Cent. Im vergangenen Jahr meldete unser Lebemann mit kolportierten 45 Millionen US-Dollar (das sind in etwa N$ 675 Millionen!!!) Privatinsolvenz an.
…und der Pleitegeier!
Vergleichen wir das mal mit einer Dame aus Pretoria, die einen Wagen nötig hatte, um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen, wo sie ihr bescheidenes Gehalt verdiente. Sie konnte sich keine 20 000 Rand für einen Gebrauchtwagen leisten. Was tat sie? Sie sammelte über viele Monate die Münzen von der Straße, nach der Leute, wie 50 Cent, sich niemals bücken würden, auch wenn sie sich 50 Cent nennen. Münzen, die in unserer Wegwerf- und Luxusgesellschaft kaum mehr Beachtung finden. Münzen, von denen meine Mutter uns Kindern immer eingebläut hat: Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.
Jedenfalls entwickelte sich aus diesem bescheidenen Anfang eine Geldsammelaktion lawinenartigen Ausmaßes, denn die Freunde der besagten Dame halfen ihr dabei, und gemeinsam schafften sie es, so viele Münzen zu sammeln, dass ein Auto zweiter Hand gekauft werden konnte.
Ich habe einen beachtlichen Respekt vor jemandem, der den Pfennig noch ehren kann.
In den Augen der meisten Menschen ist diese Frau aus Pretoria im Vergleich zu dem Rapper aus den USA weder berühmt noch erfolgreich. Für mich ist sie meine 50 Cent-Heldin, die eigentlich den Ruhm verdient, der leider einem Kerl auf dem Kontinenten da oben im hohen Nordwesten zufällt, der Millionen verprasst hat. Im südlichen Afrika gibt es leider auch genug von Letzteren!!!
Ihre Susann Kinghorn
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