Locker vom Hocker: Welch ein Wetterspektakel!

Liebe Küstenleser!
Einmaligkeit haut einen bei einer weltweiten und daher auch namibischen Tendenz der tödlich langweiligen Wiederholungen (von politischen Phrasen bis hin zu Stammesfehden, Vergeudung von Geld, Vergewaltigungen, Messerstechereien usw.) förmlich vom Hocker.
Mein Hocker ist jedenfalls bei dem kürzlichen Wetterspektakel in unserer sonst sich ruhig im Meeresrauschen wiegenden Nebelbehausung in tausend Stücke zerbrochen, weil ich so begeistert war.
Welch außergewöhnliches Naturschauspiel, bei einem nächtlichen Spaziergang von zuckenden Blitzen umzingelt zu sein, während ein gewaltiges, nicht enden wollendes Donnergrollen jegliche anderen Geräusche übertönt.
Inmitten dieser luftelektrischen Entladungen schrumpft der Mensch automatisch wieder zu dem zusammen, was er eigentlich ist: ein Staubkorn am Rande des Universums und nicht etwa die Krone der Schöpfung, wie man noch vor tausend Jahren gedacht hat. Manch einer glaubt tatsächlich heute noch an den Kokolores, dass sich das Weltall um den Menschen dreht.
Desert Storm 4 (Xenia Ivanoff-Erb)

 

Magisches Wolkenspiel über der Swakopmunder Jetty und dem Tug-Restaurant bei untergehender Sonne und gleichzeitigem Beginn des Regenfalls am 6. Juni.

Fotos: Xenia Ivanoff-Erb

 

 

Inzwischen kann man mit Teleskopen sehen, dass sich hinter den Fixsternen Welten von Milchstraßen auftun. Auch stellte man fest, dass das Universum sich mit großer Geschwindigkeit ausdehnt. Außerdem wissen wir heute, dass das Weltall nicht von feststehenden Fixsternen bestimmt wird, die auf ewig ihren Platz im Himmelsgewölbe haben, sondern von Bewegung, vom Aufleuchten und Verglühen von Sternen, von großen Räumen zwischen den Materieklumpen.
Desert Storm 3 (Xenia Ivanoff-Erb)

Die Studentin Cara Reddig war just zum Urlaub aus Stellenbosch an der namibischen Küste, als es über dem Atlantik bis nach Botswana die ganze Nacht durch regnete. Das Wasser in der Wüste entzückte sie. Cara war übrigens im vergangenen Jahr die Namibierin mit den besten Matrikresultaten in der Erongo-Region.

 

Binnen weniger Jahrzehnte hat sich unser Bild, das wir uns von der Welt machen, also grundlegend geändert.
Wie dem auch sei, es ist jedenfalls wunderschön zu erleben, wie die Natur die menschgemachte Monotonie durchbricht, wenn auf einmal keine Sterne mehr am nächtlichen Himmel zu sehen sind und stattdessen Blitze zucken und Donner in den fetten Wolken rumoren. Selbst nach über 250 Jahren Blitz- und Gewitterforschung weiß man übrigens noch immer nicht, wie sich Gewitterwolken konkret aufladen und dabei Blitze entstehen. Und das, obwohl rund 3.000 Gewitter gleichzeitig rund um die Erde toben und mehr als 100 Blitze jede Sekunde durch die Luft zucken.
Meiner Meinung nach findet der Mensch seine Vollendung nicht unbedingt nur darin, dass er den Alltag optimal meistert und im Konkurrenzkampf erfolgreich ist, sondern indem er das Ganze betrachtet – sich sozusagen aus der kleinen Welt direkt vor seiner Nase herauszoomt, indem er nach den Ursprüngen fragt. Wir brauchen uns nur unseres Verstandes zu bedienen.
Ihre Susann Kinghorn

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