Locker vom Hocker: Wir Paviane!
Liebe Küstenleser!
Komaan, geben wir es doch einfach zu: wir tschecken tog net deswegen so gerne in die bernsteinfarbenen, nahe beieinander liegenden Augen der bobbejaane, weil wir uns selbst darin erkennen.
Als ich meine zehnjährige Nichte fragte, was ihr ganz spontan einfällt, wenn sie an unsere lustigen Gesellen aus dem Busch denkt, meinte sie: ,,Die klauen!” Net so! Und, sind wir anders? Der einzige Unterschied ist tog net der, dass die bobbschens am Waterberg oder an der Kapspitze einem alles stibietzen, was Fressalien sind oder an Essbares erinnern. Wir nackthäutigen Poviane hingegen sind da nicht wählerisch und nehmen somaar irgendetwas mit, das nicht niet- und nagelfest ist: Kupferdraht, Rhinohörner, Überdachungen von Picknickplätzen, Autos und Autoreifen, Handys, Laptops…um nur einige für uns begehrenswerte Objekte zu nennen.
Ein Exemplar unseres Ebenbildes! Dieser Bären- oder Tschakmapavian (Papio ursinus) hockte auf einem Felsen am Remhoogte-Pass im Khomas-Hochland. Er und ich (homo sapiens sapiens?) tscheckten uns stundenlang aus, nur um festzustellen, dass wir voneinander nicht mehr allzu viel lernen können, weil wir nogall fämily sind. Foto: Susann Kinghorn
Betteln tun wir mos auch – net wie unsere Artgenossen mit der bärenartigen Schnauze (daher der Name Bärenpavian). James Krüss hat dieses unverschämte Schnorren so wundervoll in einem Gedicht aus den 60iger Jahren festgehalten, das fast jedes deutschsprachige Südwester Schulkind damals in dem Buch ,Heimat Südwest’ gelesen hat: ‘,,Hast du bietjie Lekkers?” fragte dieser Povian mich keck. / Als er das so munter sagte, blieb mir glatt die Spucke weg./,,Wie? Ich soll dir Lekkers kaufen? Futzek, Lofer!” rief ich. ,,Husch! Statt Passiona hier zu laufen, hol dir Feldkost aus dem Busch!”/ Doch der Povian, der kecke, bat und bettelte noch mehr / und blieb stehen auf dem Flecke, einen Tickey wollte er….’
Iss tog bei uns net so, außer dass wir ausgeklügelter um Almosen bitten. Wir pumpen jemanden nämlich entweder direkt an: ,,My basie, ek het ses kenders, maar die geld is min.” Oder aber wir schmarotzen auf die zivilisierte Art und Wei-se: ,,Lose zu verkaufen, Lose zu verkaufen!”
Ich sach Ihnen, liebe Leser, diese Tschakmas und wir sind ma net gleich. Anfang des Jahres habe ich einen meiner Onkel der haarigen Spezies am Remhoogte-Pass mit einem Fernglas mooi ausgetscheckt. Der frisst echt alles, was ihm in die Quere kommt: Blätter, Insekten, Wurzeln, kleine Wirbeltiere, Samen… Und wir? Wir sind tog net solche Allesfresser, die sich mit allem aus Läden und Restaurants vollstopfen, wofür unser Ovimariva reicht: exotische Kiwis, Fischeier vom Stör (auch Kaviar genannt), Sonnenblumenkerne, Haifischflossen, Trauben und Tauben, Robbenöl, Schweinespeck und und und.
Tja, und dann ist da noch etwas, worin wir uns nicht unterscheiden, außer in der Tatsache, dass sowohl die Paviane als auch wir einen mehr oder weniger haarloses Popo haben. Unsere Verbündeten aus dem Busch sind – im Gegensatz zum Nashorn oder Leoparden – sehr weit verbreitet und zählen ausnahmsweise nicht zu den bedrohten Tierarten, weshalb sie oftmals als Plage gelten, vor allem wenn sie Plantagen verwüsten. Wir gehören nun wrachtach waar auch nicht gerade zu einer bedrohten Tierart, wo unsere Spezies doch jede Sekunde mindestens ein Kind auf dieser Welt setzt. Und eine Plage sind wir weiß Gott, wenn man so sieht, wie wir uns diese Erde einverleiben und sie zerwühlen, und wie wir alles zerstören oder töten, was uns in die Quere kommt.
Ihre Susann Kinghorn
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