Locker vom Hocker: Wird die Stimme des Einzelnen noch gehört?
Liebe Küstenleser!
Der zunehmende Verfall in unserem Land der Braven wird berechtigterweise immer häufiger beklagt. Der heutige Leserbrief von Frau Gudrun Bellwinkel ist lediglich ein Beispiel von vielen. Es geht nicht nur um die heikle Wassersituation oder Arbeitsethik auf dem Swakopmunder Friedhof, sondern auch die sich häufende Verschmutzung an unseren Stränden, am Straßenrand, an den Picknickplätzen und in den Ortschaften ruft Abscheu und Frustration hervor.
Wenn Frau Bellwinkel über die mangelnde Wasserzufuhr und die fehlende Arbeitsmoral auf dem Swakopmunder Friedhof erschüt-tert ist, darf man sicherlich annehmen, dass sie selbst eine ganz andere Einstellung zu derartigen Dingen hat, sonst würde sie diese wohl kaum kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Das heißt, sie ist fleissig, effizient, effektiv bzw. sie setzt sich für etwas ein, das ich einfach einmal Ordnung und Disziplin nenne. Davon zeugt nicht nur die gepflegte Grabstätte, die sie liebevoll in eine Oase des Friedens umfunktioniert hat, sondern auch ihr Ruf über viele Jahre als fleissige Geschäftsfrau von African Art Jewellers.
Man sollte Mut und Selbstvertrauen haben, sich gegen die Masse, deren Einfluss oftmals lediglich in ihrer Überzahl liegt, zu wehren. Foto: Per Mail erhalten
Genauso darf man sicherlich annehmen, dass jemand, der sich über den Unrat bei Meile 12 oder Langstrand aufregt, geneigt ist, seinen eigenen Müll mitzunehmen und, so wie es sich gehört, in einer Mülltonne zu deponieren. Ich gehöre zu denjenigen, die beim Anblick von Müll in unserer ansonsten so makellos schönen Natur, entweder wütend werde oder aber mit Wehmut an eine Zeit zurückdenke, wo solch eine Rücksichtslosigkeit und Missachtung der selbstverständlichsten Regeln undenkbar war. Und sollten Sie mich jemals dabei erwischen, dass ich selbst meinen Dreck einfach irgendwo hinwerfe, dann dürfen Sie mir den Hals umdrehen, liebe Leser.
Der erste Schritt zur Veränderung ist das Gefühl von Unzufriedenheit und/oder Ärger, denn es gibt wahrlich genug gewissenlose Menschen auf dieser Erde, die rein gar nichts empfinden, wenn sie ihre Angelhaken, Sardinenkartons und Plastiktüten einfach am Strand hinterlassen.
Dann geht man einen Schritt weiter. Man unternimmt etwas gegen den Missmut, und Initiativen können sehr verschiedene Formen annehmen. Frau Bellwinkel hat sich bei der Stadtverwaltung beklagt und einen Leserbrief geschrieben, wobei ihr Ziel ist, weiterhin ihre gepflegte Grabstätte als auch die Ästhetik des Friedhof generell zu erhalten – daher ihr Vorschlag, ihn in einen mauerfreien, schönen Park für die Öffentlichkeit umzufunktionieren, der hoffentlich zum friedlichen Lustwandeln einlädt.
Die Frage, die ich hier stellen möchte ist: Wird die Stimme des Einzelnen überhaupt noch wahrgenommen? Tatsache ist doch, dass es mehr Menschen in diesem Land gibt, die sich keinen Deut um Verschmutzung oder Niedergang scheren, sonst wäre Ab- und Verfall doch nicht dermaßen am Zunehmen, oder? Zählt das Individuum heute überhaupt noch? Leben wir nicht zunehmend in einer Welt, wo die Masse das Sagen hat, auch wenn diese Übermacht Zerstörung und Untergang bedeutet?
Ich möchte Ihnen Mut machen, liebe Leser, Ihre Stimme trotzdem nicht im Keim ersticken zu lassen. Das ist auch Frau Bellwinkels Wunsch mit ihrem Leserbrief. Sagen Sie, wenn Sie etwas stört, und gehen Sie dann auch so weit wie möglich zum nächsten Schritt über, der da bedeutet, zu handeln. Nur so kann etwas Großartiges in dieser Welt geschehen. Das ist jedenfalls meine Meinung und die will ich, soweit wie möglich, auch äußern dürfen.
Auf dass wir alle versuchen, zu einer schöneren Umwelt beizutragen!
Ihre Susann Kinghorn
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