Nachwort zum Locker vom Hocker über Schönheit und Schmerz
Liebe Frau Kinghorn,
auch meine Füße mussten Jugendexperimente erdulden!
Ich war vier Jahre alt, und wir spielten auf der Farm am Alteisenhaufen. Dort stand auch ein alter Windmotorkopf, und wir mussten prüfen, ob meine Zehen die Kraft der Zahnräder aushalten. Also Zehen rinn, mein Bruder drehte die Zahnräder und schnitt den zweiten und dritten Zeh an meinem linken Fuß ab. Ich schrie wie am Spieß, und mein Bruder rannte meiner Mutter und einer Tracht Prügel eilends davon.
Vater war im Kamp, und Mutter musste erziehen und pflegen. Mit Fussbad, Dettol, grüner Sunlight-Seife, Ballistol-Öl und Liebe wurden die geschnittenen Zehe behandelt. Junges Fleisch heilt schnell; aber aus dem einen Zeh hat sich ein Knochensplitter gelöst. Der wurde sorgfältig in einem Briefumschlag aufbewahrt, und als wir nach sechs Monaten mal nach Windhoek kamen und zu Doktor Eggers gingen, sagte er bloß, daß er mit dem Knochen nichts mehr anfangen kann!
Wolfgang Neubrech
Lieber Herr Neubrech, das ist viel schlimmer, als mit einem Stein zwischen den Zehen herumzulaufen. Ich bewundere die robuste Art, wie so etwas damals behandelt wurde.
Susann Kinghorn
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