Namibia trifft MOL: Sheena Dürr, Silvia und Holger Kleyenstüber ritten in Münchehofe
Noch im Januar dieses Jahres machte sich ein Quartett aus vier MOL-Damen auf den Weg in die namibische Wüste, um am 58. Januarturnier in der Küstenstadt Swakopmund beim dort ansässigen Reiterverein teilzunehmen. Schon damals wurde beschlossen, dass im Spätsommer ein Team zum Reit- und Springturnier nach Münchehofe kommen soll. Leider wurde es am Ende eine einzige Reiterin, die den Trip auf die Nordhalbkugel unternahm: Sheena Dürr vom Reiterverein Swakopmund. Sie hatte ihre Trainerin Silvia Kleyenstüber und Silvias Ehemann Holger im Gepäck.
Das Trio traf am 6. September auf dem Flughafen Berlin-Tegel ein. Danach ging es ins Reitrevier Münchehofe, denn dort wartete bereits die Familie Pohl. Solveig Pohl, ihr Ehemann Erik und Tochter Kenisha besuchten im Januar 2014 den Reiterverein Swakopmund. Nun begann der Gegenbesuch. Sheena wurde unter die Fittiche der Gastfamilie genommen, Pläne für die nächsten Tage wurden geschmiedet. Auf der deutschen Seite stand außerdem Maren Kardel aus Neuenhagen bereit. Aber sie war nicht alleine, sondern hatte schon einiges in Sachen Turnierteilnahme organisiert. Vor allem ihr Trakehner Wallach Ustinov sollte eine der Waffen werden, mit denen Sheena auf dem Reit- und Springturnier in Münchehofe angreifen sollte. Keine Frage: Der Reitsport stand weiterhin im Mittelpunkt des Austausches zwischen dem Kreisreiterverband des Landkreises Märkisch-Oderland und den Reitvereinen an der namibischen Küste. Bleibt in diesem Augenblick noch anzumerken, dass Maren zum MOL-Team gehörte, das in diesem Jahr am Januar-Turnier in Swa-kopmund erfolgreich teilnahm. Sie kannte ebenfalls alle Gäste aus Namibia.
Viel Zeit war ja nicht, denn bis zum Beginn des Turniers waren es nur vier Tage. In das Programm musste neben dem Training auf Ustinov noch das Training auf dem Schulpferd des Reitreviers Münchehofe passen. Unter den wachen Augen von Solveig Pohl ging es mit Desperado jeden Tag besser über die Hindernisse. Außerdem war noch Hauptstadt-Shopping angesagt und selbstverständlich jede Menge Sightseeing – oder alles zusammen und gleichzeitig. Die Tage waren manchmal etwas zu kurz für alle Vorhaben…
Sheena Dürr beim Einritt auf den grossen Springplatz in Münchehofe mit dem Trakehner Wallach Ustinov (Besitzerin Maren Kardel aus Neuenhagen bei Berlin). Ihr zu Ehren wurde das Turnier kurz unterbrochen und sie erhielt eine goldene Schleife zusammen mit der traditionellen Ehrenrunde unter dem Beifall des Publikums.
Fotos: Jan-Pierre Habicht
Holger und Silvia Kleyenstüber wollten ja eigentlich in Münchehofe gar nicht reiten, ließen sich dann aber wenigstens für den Nationenpreis dazu überreden. Schließlich ging es um die namibische Reiterehre und wie durch Zufall hatten beide ihre Reitsachen dabei. Auch sie mussten sich vorher noch zu Trainingszwecken in den Sattel schwingen. Man wollte selbstverständlich nicht unvorbereitet in den Wettkampf ziehen. Maren Kardel machte das Paar in Neuenhagen auf ihren Pferden frisch.
Sheena Dürr allerdings hatte die reiterliche Hauptlast zu tragen. Das machte ihr aber wenig aus. Mit viel Elan und Umsicht ging sie ans Werk. An manchen Tagen war hintereinander Training im Reitrevier mit Desperados und mit Ustinov in Neuenhagen. Den Stress merkte man der jungen Dame aber nicht an. Sie verzauberte alle Menschen um sich herum mit ihrer freundlichen Art und Höflichkeit. Das machte Eindruck und öffnete viele Herzen. Am Ende war da eine Botschafterin ihres Landes in Deutschland unterwegs. Und ihrer Flagge machte sie alle Ehre.
Dann war es endlich soweit. In Neuenhagen erklang die Glocke zum ersten Springen für Sheena. Das Stilspringen der Klasse A** meisterte sie auf Ustinov mit Bravour. Sie erhielt von den Richtern die Wertnote 7,2. Das konnte sich sehen lassen. Am Platzrand standen jede Menge Leute, die Sheena die Daumen drückten. Irgendwie waren schon viele Reiter neugierig, wie sie sich im Parcours machen würde. Außerdem bescherten ihr die Turnierveranstalter im Anschluss noch einen großen Bahnhof als offizielle Begrüßung. Sie ritt mit der namibischen Flagge ganz allein auf den großen Springplatz ein und wurde von den Zuschauern beklatscht. Das hat man auch nicht alle Tage.
Das Team Namibia zusammen mit der Parcoursmannschaft in Münchehofe. Die Gäste wurden wie schon zwei Jahre zuvor sehr freundlich aufgenommen. Von links nach rechts: Sebastian Weil, Holger Kleyenstüber, Ullrich Friese, Marcel Schott, Louis Schott, Kay von der Heydt, Daniel Schrumpf, Oliver Kuntze, Silvia Kleyenstüber, Ulf Strand, Christian Engel, Henrik Friese, Erik Pohl, Sheena Dürr.
Die anderen Wettbewerbe fanden in der Halle statt. Am Sonntag war in Münchehofe die Hölle los. Es wurde auf vier Plätzen geritten. Die Umgebung allerdings war für die Reiter aus der Wüste ungewöhnlicher als für die zur Verfügung gestellten Pferde. Im Springreiterwettbewerb hatte die Trakehner Stute Cirshi – ebenfalls von Maren Kardel – nicht so den Blick für das allerschönste Reiten. Als erfolgreiches Springpferd ging sie ökonomisch kurz und zackig in die Wendungen. „Kirsche“ hat halt die Stoppuhr im Hintern und nur wenig Sinn für die notwendige Eleganz in einem Springreiter-Wettbewerb. Trotzdem wurde es am Ende eine Grüne Schleife – Erfolg Nummer zwei.
In der nächsten Prüfung startete sie mit Desperado, der als Schulpferd die Halle kennt. In diesem Stilspringen konnte sich Sheena in der Mitte des Teilnehmerfeldes platzieren und ebenfalls zufrieden sein. Immerhin war es die zweite Prüfung ihres Lebens, die sie in einer Reithalle absolvieren musste. Aber eine stand ihr noch bevor.
Zur Erinnerung: Bereits vor zwei Jahren gab es in Münchehofe einen Nationenpreis, zu dem Mannschaften aus Namibia, Polen und Deutschland angetreten waren. Am vergangenen Wochenende kam es zu einer Neuauflage. Da das polnische Team schon auf dem Weg in die Heimat war, mussten die namibischen und deutschen Reiter den Sieger unter sich ausmachen. Jetzt endlich kamen auch Silvia und Holger Kleyenstüber zum Einsatz. Kenisha Pohl aus Münchehofe verstärkte als vierte Reiterin das NAM-Team.
Gestartet wurde abwechselnd. Am Ende hatte das deutsche Team vom LRV Münchehofe mit dem Unterschied von einem Abwurf die Nase vorn. Die Gäste aus Namibia mussten sich über Rang zwei nicht ärgern, denn sie hatten dafür eine respektable Zeit hingelegt. Auch Silvia und Holger ritten das erste Mal in ihrem Leben in einer Halle. Zu den Schleifen gab es warme Worte von Turnierleiter Carsten Börner, der sich zu dem Jugendaustausch zwi-schen den beiden Ländern bekannte und der Hoffnung Ausdruck verlieh, dass sich auch in der Zukunft wieder junge Reiter auf den langen Weg in das jeweils andere Land machen werden, um dort ihrem Sport nach-zugehen.
Nach dem Turnier saß man noch lange zusammen und ließ die viel zu kurze Zeit Revue passieren. Und wieder wurden Pläne gemacht für den nächsten Besuch, Telefonnummern ausgetauscht, es wurde sich gedrückt und umarmt und dann war es auch schon wieder vorbei.
Übrig bleiben viele schöne Erinnerungen auf beiden Seiten und die Gewissheit, den Reitsport wieder ein wenig vorangebracht zu haben, auch wenn die Entfernung zwischen den Reitplätzen gigantisch groß ist. Und es gibt eine weitere namibische Spur im Reitrevier: Das Parcoursteam in Münchehofe baute extra für die Gäste einen Sprung in den Farben und mit dem Maskottchen des Reitervereins Swakopmund – einem See-pferdchen. Das Hindernis steht jetzt im Münchehofer Parcours neben dem Sprung in den Farben des südwestafrikanischen Landes, der vor zwei Jahren zu Ehren der Gäste gebaut wurde.
Jan-Pierre Habicht
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