Zauberwelt der Kristalle – von Martin Weigand
heute geht’s zur Spitzkoppe! Meine Frau Lilly und ich fahren auf der B2 von Swakopmund in Richtung Usakos, wir passieren gerade das Farmland auf der ariden Hochfläche, linkerhand liegen die Spitzkoppen und schräg vor uns ist im Morgenlicht das Erongogebirge mit dem Hohenstein als höchstem Gipfel gut zu erkennen. Plötzlich werden wir aus unseren Träumereien aufgeschreckt, als vor uns ein Hinweisschild auftaucht: es steht an der Abzweigung zu den Spitzkoppen und nach Henties Bay, darauf abgebildet ist ein Brillant und die Schrift: ?i-ba – ?as / Crystals Market. Neugierig geworden fahren wir heran und betreten die Anlage. In den drei sonnendurchfluteten Innenhöfen mit insgesamt knapp dreißig Verkaufsständen werden Mineralstufen aus ganz Namibia verkauft, besonders aus dem Erongo, der Karibib Region und dem Bereich Brandberg. Die schönen, glänzenden Kristalle von 2 cm-Größe bis 30 – 40 cm sind mit viel Sorgfalt und Liebe auf den Tischen zum Verkauf ausgelegt. Herrliche Amethyst -Drusen vom Tafelkop in den Goboseb- Bergen, die mit viel Schweiß und Ausdauer aus dem harten und scharfkantigen magmatischen Gestein herausgeschlagen wurden, Kristallstufen mit Rauchquarz, die weltberühmten Schörl-Kristalle (eine schwarze Turmalin-Art) aus den Hohlräumen im Granit des Erongo sowie die bei Sammlern und Juwelieren sehr begehrten farbigen Turmaline von Karibib, z.B. der Wassermelonenturmalin, der, wie der Name schon andeutet, einen grünen Rand mit roter Füllung hat. „Wir haben unsere small miners cooperative vor mehr als 20 Jahren gegründet, um damit unseren Lebensunterhalt erwirtschaften zu können“, erzählt uns Sylvia, die bereits seit 18 Jahren mit dabei ist. „Darauf weist auch der Name ?iba – ?as? hin, der in der Damara-/Nama-Sprache bedeutet looking for life.
Mineralstufe mit Amethyst- und Rauchquarz-Kristallen Zu der Gruppe der Quarze gehören ferner Bergkristall, Citrin und Rosenquarz, die alle zu Schmuck verarbeitet und in Namibia gefunden werden.
Fotos: Martin Weigand
Damals haben wir unsere Steine auf ein paar einfachen Tischen am Straßenrand angeboten. Diese feste Einrichtung, wie sie heute existiert, haben wir erst seit knapp 10 Jahren.” Sylvia betreibt nebenbei einen kleinen Shop mit Getränken und Snacks, und im Büro erhält man eine tax invoice für die Ausreise. Mineralienfreunde aus aller Welt besuchen diesen Markt, um hier vor Ort die begehrten Mineralstufen zu kaufen. Während die Männer in den Bergen nach Aquamarin- Kristallen oder in der Ebene um die Spitzkoppe bei Temperaturen nicht selten bei 40°C die weißen Topas Kristalle schürfen, (ver-)handeln ihre Frauen mit Amateuren oder Profis um die besten Preise. Das Geschäft ist hart und schwierig. Hauptsaison ist die Hauptreisezeit, wenn die Touristen vornehmlich aus Übersee kommen. Und nicht an jedem Tag wird gleiche Qualität angeboten: die Bergleute liefern an, was gerade gefunden wird, und das kann manchmal auch sehr wenig sein, da die Ausbeute von den Bedingungen an der jeweiligen Fundstelle abhängt. Und deshalb verkaufen auch einige der Frauen selbst hergestellten Schmuck in Form von Straußeneierschalenketten oder Steinanhängern.
Fachsimpeln unter Frauen: Sylvia erklärt, unter welch schwierigen Bedingungen diese Bergkristall- Mineralstufe vom Tafelkop aus dem schwarzen Gestein geschlagen wurde.
Wir kaufen ein paar schöne Blautopas-Kristalle und einen Bergkristall mit einer Luftblase im 65 Millionen Jahre alten Kristallwasser in seinem Inneren und fahren stolz über unsere Ausbeute weiter.
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